In unserem Stadion vor dieser Zeit

Leere Sitzplätze im Stadion

Wir schreiben den 29. Februar 2020. Gerade hatte der 1.FC Köln nach einem rauschenden Fußballfest den FC Schalke 04 mit einem klaren 3:0 besiegt. Die Stimmung unter den 50.000 Zuschauern: Ausgelassen, euphorisiert – sofern diese Anhänger unseres 1.FC Köln waren!
50.000 Zuschauer? Stimmung? Stimmt, da gab es ja mal was…!
Wahrscheinlich hätte niemals jemand gedacht, dass dies die letzte Veranstaltung im Rhein-Energie-Stadion gewesen sein könnte, bei der Menschen miteinander feiern und ihren Verein vor Ort supporten! Die damalige Normalität gibt es nicht mehr und von der damaligen Welt ist der Fußball gefühlt weiter entfernt, als dies in anderen Bereichen der Fall wäre.

Es stellt sich nicht die Frage, ob das Coronavirus existent ist oder nicht. Es stellt sich vielmehr die Frage, wie trotz Coronavirus wieder ein gesellschaftliches Leben im Alltag stattfinden kann. Dies betrifft selbstverständlich alle Bereiche des täglichen Lebens: Wir möchten uns aber heute bewusst auf den Fußball konzentrieren!

Oftmals wird dem Fußball eine Sonderrolle zugeschrieben. In diesem Falle sehen wir das aber kritisch betrachtet etwas anders. Zugegeben: In der öffentlichen Wahrnehmung ist der Profifußball scheinbar das einzige gesellschaftliche Großereignis, dass die Menschen in dieser Zeit miteinander verbindet.
Es stellt sich aber die Frage, ob dies wirklich so ist? Ja, Woche für Woche sind wir in der Lage über Pay-TV-Dienste die Spiele unseres Vereins anzuschauen. Aber ist es das, was dieses Spiel für uns – unabhängig von den sportlichen Darbietungen – als Fans so besonders macht?
Denn von Verbindungen einzelner Fangruppierungen ist durch das virtuelle Erleben von übertragenen Fußballspielen überhaupt nichts mehr zu spüren.

Ov jung oder alt, ov ärm oder rich
Zesamme simmer stark, FC Kölle
Durch dick un durch dünn, janz ejal wohin
Nur zesamme simmer stark, FC Kölle

Diese Zeilen aus unserer Hymne beschreiben wohl am besten, was unseren Fußball so ausmacht. Der Stadionbesuch ist mehr als nur der Besuch eines Events. Hier treffen in unserem Stadion Menschen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten – und trotzdem gibt es eine große Gemeinsamkeit, die man in unserem geliebten Rhein-Energie-Stadion so spürt, wie wohl in keinem anderen Stadion in der Bundesliga: Die Liebe aber auch die Leidensfähigkeit für unseren 1.FC Köln. Es fehlt an einem Heimspieltag die fast schon legendäre Stimme von Michael Trippel, die Dir immer das Gefühl gibt, dass Du irgendwie zuhause bist. Es fehlt der Austausch mit den Nachbarn im Stadion – das gemeinsame Freuen, das gemeinsame Ärgern – oder einfacher ausgedrückt: WIR fehlen uns alle irgendwie gegenseitig. Man kann aktuell den Eindruck gewinnen, dass die Gesellschaft durch die aktuelle Situation etwas entzweit wird, und leider kann man den Eindruck auch bei Fans und Mitgliedern des 1.FC Köln gewinnen, wenn man sich unterschiedliche Foren oder Gruppen im Internet etwas genauer anschaut.

Das darf nicht sein!
Und daher stellt sich an dieser Stelle auch einmal die Frage, welche Rolle denn wir als Fans spielen können, wenn es darum geht, wieder ein normales gesellschaftsfähiges Leben führen zu können, in dem mit Sicherheit auch wieder der Fußball einen hohen Stellenwert für einzelne Personen einnehmen wird.

Relativ früh haben DFL und Vereine Hygieneschutzmaßnahmen getroffen und vorgestellt. Es war schon nicht verständlich, dass innerhalb eines Ligabetriebes unterschiedliche Regularien galten. Da sitzen bei uns im Stadion mal wieder keine Fans, während in anderen Stadien 300 Kilometer entfernt, egal in welche Richtung, 10.000 Zuschauer ins Stadion durften. Hierbei ging es schon damals nicht nur um eine sportliche Wettbewerbsverzerrung, sondern auch um einen wirtschaftlichen Nachteil derer Vereine, wo keine Zuschauer mehr ins Stadion oder aber nur 300 Fans auf der Tribüne sitzen durften.

Diese Zeilen sollen auf keinen Fall die aktuellen Geschehnisse verharmlosen. Dennoch wird es eine Zeit nach dieser Zeit geben.
Während zwischenzeitlich immer einmal wieder spekuliert wurde, wann denn mit einer Teilöffnung der Stadien zu rechnen sei, so hört man abgesehen von Hansa Rostock, wo am Wochenende immerhin 700 Zuschauer den 3:0 Heimsieg ihres Vereins feiern und miterleben durften, überhaupt nichts mehr von irgendwelchen Konzepten.

So startete beispielsweise am Wochenende eine Testkonzertreihe in Berlin. Vor insgesamt 1.000 Zuschauern spielten die Berliner Philharmoniker in diesem Pilotprojekt. Lt. dem Kultursenator Klaus Lederer berge dieses Projekt zwar ein Risiko, man müsse so etwas aber einmal ausprobieren, um vorbereitet zu sein, wenn gewisse Dinge wieder gehen würden. Alle Besucher der Veranstaltung wurden im Vorfeld auf Corona getestet – entweder vorher in Testzentren, viele aber auch direkt vor Ort. Das Publikum trägt in dieser Testkonzertreihe Masken und sitzt mit entsprechenden Abständen voneinander entfernt.
Lt. Lederer habe man in Berlin die perfekten Räumlichkeiten mit Lüftungsanlagen und den entsprechenden Hygienekonzepten.
Das Verlangen nach Kultur war übrigens so groß, dass die 1.000 Tickets innerhalb von nur 3 Minuten ausverkauft waren.

Und nun stellt sich doch die Frage, wie man derartige Szenarien in Fußballstadien handhaben könnte?
Bei einem größeren Platzangebot und dabei noch an der frischen Luft, müsste doch auch hier eine Rückkehr zu einer neuen Normalität möglich sein?
Um Missverständnisse zu vermeiden: Dies ist kein Angriff gegen die Kultur, sondern ein Anstoß für eine gemeinsame Lösung zur Normalität. Es darf und vor allen Dingen sollte nicht mit zweierlei Maß gemessen werden.
Und das Beispiel der Berliner Philharmoniker zeigt doch recht eindrucksvoll, wie sehr den Menschen das soziale und kulturelle Leben fehlt. Und vielleicht kann eine Rückkehr zur Normalität ja auch Menschen wieder näher zusammenbringen.

Mittlerweile sind über 12 Monate seit unserem letzten Heimspiel vor einer erstzunehmenden Kulisse vergangen. Seitdem hat sich einiges getan: Es gibt geimpfte Personengruppen, es gibt Corona-Schnelltests, medizinische Masken, es gibt die Corona-Warn-App und es gibt beispielsweise auch die Luca-App zur Kontaktnachverfolgung. Diese aktuellen Erkenntnisse gepaart mit den Hygienekonzepten der DFL und der Bundesligisten sollte es doch möglich machen, dass wir bald zumindest wieder in Teilen in die Stadien zurückkehren könnten und damit nicht nur Fußball wieder erleben dürfen, sondern auch unsere Vereine wieder finanziell unterstützen könnten.

Die Frage ist, welchen Einfluss wir als Fans unserer Vereine haben?
Viele Verbände im beruflichen Kontext formieren sich und kämpfen für deren Branche und Konzeptionen für den Weg zurück in die Normalität – nur um uns Fans scheint es gerade etwas zu ruhig zu sein.
Wie steht ihr hierzu? Welche Möglichkeiten haben wir für unseren Fußball zu kämpfen?

8 Kommentare

  1. Wieso kann man nicht hingehen, wie zum Bsp als wenn man nach Mallorca fliegt einen Schnelltest durchzuführen Wer am Spieltag ins Stadion will, muss sich einem Test unterziehen….dieser Test könnte man in mehreren Zelten gegenüber auf der Wiese vom Stadion machen. Bei negativen Test darf der oder diejenige nicht ins Stadion…

    • Ich finde deinen Vorschlag durchaus denkbar und praktikabel. Es stellt sich die Frage, wie wir ansonsten wieder in eine Normalität gelangen können. Das Beispiel in Berlin zeigt doch, dass es möglich sein kann wieder an kulturellen Veranstaltungen teilzunehmen. Ich würde mich sofort für eine Testheimpielreihe zur Verfügung stellen :-)! Ich hätte auf jeden Fall kein Problem damit, mich im Vorfeld oder unmittelbar vor einem Spiel testen zu lassen.

  2. Erst mal danke an den Redakteur für den Bericht. Ich persönlich sehne mich wieder ins Stadion zu gehen und würde einem Schnelltest sofort zustimmen. Wahrscheinlich werden wir leider aber noch länger warten müssen. Das nervt einfach und hilft auch der Mannschaft nicht im Abstiegskampf.

  3. Vielen Dank für den Schönen Text. Auch ich sehne mich nach unserem Wohnzimmer in Müngersdorf. Ich Föns es auch gut wenn man es mit den Schnelltest probieren würde. Denn ich denke so kommen wir erst wieder in die Normalität zurück. Denn bis wir geimpft werden dauert es wahrscheinlich bis 2023 ???‍♂️

  4. Ich nenne unser Stadion nur Tempelchen. Ich vermisse es sehr. Ich bin relativ optimistisch für den Stadionbesuch zum Saisonbeginn 21/22. Das sind noch mehr als 4 Monate.
    Das wird schon. Ich bin auch enttäuscht das wir nicht schon weiter sind. Allerdings bin ich im Sommer 2020 auf einer Veranstaltung gewesen, wo sich einige Fonds des Gesundheitswesen vorstellten. Keiner der anwesenden Experten hätte damals für möglich gehalten das wir heute schon mehrere funktionierende Impfstoffe am Start hätten. Mein Tipp: Beim ersten Heimspiel sind wir dabei.

    • Ich bin auch froh, wenn sich alles wieder etwas normalisiert. Man merkt, dass es der Gesellschaft nicht gut tut, wenn das typische soziale Leben fehlt. Bis dahin heißt es, dass wir alle gemeinsam das Beste aus der Situation machen sollten. Und Saisonbeginn 21/22 wäre toll. Das wird eine sehr emotionale Veranstaltung.

  5. Nochmal ein Spiel im Stadion zu sehen währe schon schön.
    Es muss doch die Möglichkeit geben das bei einem vollständig geimpften oder genesenen ein Katetnverkauf stattfinden kann und dies beim Eintritt dann auch mit Ausweis und Nachweis kontrolliert werden kann.
    Und wenn ich dafür 3-4 Std. vor dem Spiel anreisen muss.

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