Es hätte endlich mal alles so schön sein können. Nach einer in allen Belangen turbulenten Saison, hatte sich der 1.FC Köln mit einem eindrucksvollen 5:1 Sieg im zweiten Relegationsspiel in Kiel den Klassenerhalt sichern können. Man konnte spüren, wie groß die Erleichterung war, den Klassenerhalt doch noch feiern zu können. Die Mannschaft feierte auf dem Rasen und in Köln gingen die Fans auf die Straße. Auch in den sozialen Netzwerken waren Euphorie und Freude nicht zu stoppen. Auch wenn es nur das minimale Ziel des Klassenerhaltes war – es gab mal wieder etwas, was sich wohl alle Fans am meisten wünschen: ein minimaler sportlichen Erfolg und das Gefühl aus dieser schweren Saison mit einem blauen Auge davongekommen zu sein.
Klug und Seelenbalsam für die Fans wäre es gewesen, wenn man die Saison im Nachgang sehr kritisch analysiert und hinterfragt hätte – die Stimmung aber mit in die neue Saison getragen hätte.
Wie es ist, wenn man das Ergebnis des letzten Saisonspiels als Gradmesser für die kommende Saison vor Augen führt, hat man in der vorletzten Saison nach dem 1:6 Debakel in Bremen spüren können. Die Stimmung war mehr als nur angespannt. In diesem Jahr hätte man die Möglichkeit gehabt diese Stimmung des Erfolges mit in die neue Saison zu tragen – Vorfreude mit der Hoffnung auf bessere Zeiten in der neuen Saison.

Hätte…!
Denn die positive Stimmung konnte gerade einmal 24 Stunden aufrechterhalten werden.
Da sickerten mal wieder vor der offiziellen Mitteilung des 1.FC Köln durch verschiedene Medienkanäle durch, dass der Verein sich von Horst Heldt getrennt hatte.
Der nicht unumstrittene Geschäftsführer Sport durfte also sein Wirken nicht fortführen, was die klamme Clubkasse einen guten siebenstelligen Abfindungsbetrag kosten dürfte. An dieser Stelle soll es nicht darum gehen, ob eine Trennung von Horst Heldt nun gerechtfertigt sein dürfte oder aber nicht. Vielmehr geht es um die Art und Weise, wie es ein Vorstand schafft die Stimmung in und um einen Verein, innerhalb von 72 Stunden in Schutt und Asche zu legen.

Nach übereinstimmenden Meldungen wurde Horst Heldt zu einem Gespräch in das Büro von Eckhard Sauren geladen, um eine umfangreiche Analyse der letzten Saison durchzuführen. Ein schier unfassbarer Vorgang, wenn man bedenkt, dass zu diesem Zeitpunkt schon die Entlassung von Heldt durch den Gemeinsamen Ausschuss beschlossene Sache war.

Was folgte, war ein Erklärungsversuch. Ein Erklärungsversuch in einer Pressekonferenz, die Wohl in die Geschichte des 1.FC Köln eingehen wird. Als Grund für die Trennung nannte der Präsident
Dr. Werner Wolf, dass die Kaderzusammensetzung und auch die sportlichen Ergebnisse nicht reichen und daher diese Entscheidung schweren Herzens getroffen wurden. Diese Auffassung kann und darf man sicherlich vertreten. Dennoch muss sich das Präsidium und auch der Gemeinsame Ausschuss die Frage stellen, warum man den Vertrag von Horst Heldt noch vor der Saison grundlos verlängert hat, denn mit Platz 14 und 36 Punkten in der Vorsaison schien man mit der Arbeit ja doch noch irgendwie zufrieden gewesen sein.

Es stellt sich mehr und mehr die Frage, welches Anforderungsprofil der Mitgliederrat bei der Auswahl des heutigen Präsidiums hatte – unabhängig der vermeintlichen Kompetenzen der Unternehmensführung oder der Finanzexpertise. Bei jeder personellen Besetzung in Unternehmen durch Recruiter oder Headhunter spielen Softskills eine immer wichtigere Rolle. Softskills wie z.B. Teamfähigkeit, Emotionale Intelligenz, Empathie, Menschenkenntnis oder Selbstreflexion werden dabei in soziale, persönliche, methodische und kommunikative Softskills unterschieden.
Nach dieser Pressekonferenz darf sich jeder die Frage stellen, welche Softskills im aktuellen Präsidium vorhanden sind. Sowohl Dr. Werner Wolf als auch Eckhard Sauren schafften es über 60 Minuten, eine wirre und fahrige Aussage nach der nächsten zu treffen. Zurück bleiben Fragezeichen! Viele Fragezeichen!
Die FC-Charta beschreibt in Artikel 2, dass man Toleranz, Fairness, Offenheit und Respekt möchte – immer und überall. Artikel 9 sagt aus, dass die Spieler des FC Vorbilder sein sollen. Demnach macht der 1.FC Köln 01/07 e.V. all seinen Einfluss geltend, um die Vereinskultur auch in der Lizenzspieler-Gesellschaft zu verankern.

In der aktuellen Situation stellt sich die Frage, welche Vereinskultur hier durch das Präsidium vorgelebt wird? Werte wie Fairness, Offenheit und Respekt können das nicht sein!

Laut Aussagen des Vereins werden derzeit Vereinsausschlussverfahren von Mitgliedern überprüft. Hier soll Mitgliedern die Mitgliedschaft entzogen werden, wenn die Art und Weise des Verhaltens mit dazu beigetragen haben, dass der Verein oder aber Mitarbeiter und Gremien-Mitglieder des Vereins Schaden erlitten haben. Dies ist ohne wenn und aber begrüßenswert, steht doch nichts über dem Wohle des Vereins und dessen Mitarbeiter.

Was aber genau ist ein vereinsschädigendes Verhalten?
Wenn sich nun durch das Verhalten und die Nichtbeachtung der FC-Charta durch den Vorstand, ein FC wohlgesonnenes Beiratsmitglied in Person von Rimowa Ex-Chef Dieter Morszeck aus Protest zurücktritt – wäre nicht auch dies ein vereinsschädigendes Verhalten? Wenn sich Sponsoren abwenden und somit nachhaltig finanzielle Einbußen in Kauf genommen werden müssen?
Man kann den Eindruck gewinnen, dass der aktuelle Vorstand keine Gelegenheit auslässt, den Verein einer immer größeren Lächerlichkeit in der Öffentlichkeit preiszugeben.

In Krisenzeiten waren die Herren des Präsidiums nicht in der Öffentlichkeit zu sehen. Einzig und allein Dr. Werner Wolf fiel in der Öffentlichkeit durch Telefonate mit besorgten Fans und Mitgliedern auf, in denen er vermeintliche Internas aus dem Inneren des Vereins preisgab (Anmerkung: Die Aussagen der beteiligten Personen liegen der ehrlich-effzeh Redaktion vor). Damit hat er dem Verein einen Bärendienst erwiesen. Durch die Weitergabe von internen Informationen seine eigene Beliebtheitsskale in die Höhe zu treiben, um auf der anderen Seite die Arbeit in den Gremien zu offenbaren – das sind Verhaltensweisen, die einem Präsidenten des 1.FC Köln nicht würdig sein sollten.

Ebenfalls stellt sich die Frage, warum Carsten Wettich bei der bereits angesprochenen Pressekonferenz durch Abwesenheit glänzen konnte? Wahrscheinlich hätte er sich nahtlos in das Niveau dieser Pressekonferenz einreihen können. Die Person, die sich am 17. Juni den Mitgliedern als Vizepräsident zur Wahl stellen wird, hatte wohl Angst vor einem zu großen Reputationsschaden, so kurz vor der Mitgliederversammlung.
Sicher, ein scheinbar emotionaler Carsten Wettich in der aktuellen Folge der Doku-Reihe 24/7 ist da natürlich wesentlich werbewirksamer, als sich den unbequemen Fragen der Medienvertreter zur aktuellen Situation rund um den 1.FC Köln zu stellen.
Man kann den Eindruck gewinnen, dass Wettich in dieser Krisensituation nicht mit dem von ihm selbst erkorenen Vorstand in Verbindung gebracht werden möchte. Der Erfinder dieses Vorstandes und damit letztendlich die treibende und dominierende Kraft, Carsten Wettich, ist in dieser Krise abgetaucht! Getreu dem Motto: Im Gefahrenfall ist physische Abwesenheit besser, als Geistesgegenwart!

Fortsetzung folgt…  

5 Kommentare

  1. Wie ich schon bei „spürbar unruhig“ geschrieben habe finde ich das der jetzige Vorstand dringend zurücktreten muss und den Weg für fähiger Leute freimachen muss. Ob sich dann aber welche finden???
    Wer käme denn überhaupt in Frage und würde derjenige das dann auch machen???

  2. Wir haben ein Problem und das ist die Satzung! Der Mitgliederrat schlägt ja immer den Vorstand vor. Also ist leider jeder Vorstand vom MR abhängig. Da stellt sich dann schon die Frage, ob der Mitgliederrat neu besetzt werden muss. Aber auch hier stehen ja bei der übernächsten Versammlung Neuwahlen an. Hoffen wir das sich da etwas ändert und solche Leute wie Müller-Römer und Co dann bestenfalls nicht mehr antreten oder nicht mehr gewählt werden.

    • Das hoffe ich!
      Denn in der jetzigen Konstellation kommt mir die ganze Führung des FC vor wie bei einem Dorfverein ohne denen zu nahe zu treten diese werden meistens besser geführt!!
      Was wir brauchen ist ein Macher ala Höneß oder Zork.
      Einen der aus der Umgebung von Köln kommt und sich zu hundert Prozent mit dem Verein identifiziert und nach Möglichkeit die Mehrheit in den gremien hinter sich weis.
      Das man nicht alle hinter sich bringen kann muss auch jedem klar sein und ist auch gut so!
      Ein kritisches hinterfragen der Entscheidungen ist ja legitim aber wenn eine Entscheidung gefallen ist sollte nach außen Einigkeit ausgestrahlt werden, damit es auch nach einer einheitlichen Entscheidung aussieht und wenn es dann auch mal daneben geht nicht mit den Finger auf die anderen zeigen.
      Wie heißt es in der Hymne
      “ nur zusammen sind wir stark“

  3. Danke für diesen ersten Teil einer offenbar schonungslosen Analyse des Vorstands-Agierens.

    Ich kann dem aktuell noch folgendes hinzufügen:
    Ich weiß von zwei Anträgen bei der kommenden MV (Auflösung des MR; Absenkung der Mindestzahl von 3.000 auf 1.000 Mitglieder-Unterschriften für die Zulassung zur Wahl von Vorstandskandidat:innen), über die der Vorstand am kommenden Montag mit den antragstellenden Mitgliedern sprechen wollte, und zwar eine halbe Stunde(!!!) vor Beginn des Mitglieder-Talks. Soviel zum Thema Softskills/soziale Intelligenz des amtierenden Vorstands.
    Der Mitglieder-Talk zehn Tage vor der MV dient durchschaubar allein dem Zweck, mit einer Art Generalprobe Dampf aus dem Protest-Kessel zu lassen. Ich bin mal gespannt darauf, ob Herr Wolf wieder als Mr. Jovial den für dumm gehaltenen Mob ins Leere laufen lassen wird. Das war ernstzunehmenden Fragenden gegenüber bei den bisherigen analogen und virtuellen Mitglieder-Talks respektlos, überheblich und jegliches Vertrauen zerstörend.

  4. Die Analyse ist wohl die Wahrheit. Eine Initiative zur Aufforderung an den Vorstand zum freiwilligen Rücktritt habe ich gestartet, dann hat Herr Dr. Wolf mich persönlich angerufen und hat es gut gemacht. Jetzt habe ich erst einmal die Sache eingestellt. Vielleicht kann der Vorstand seine Arbeit ja verbessern. Im Herbst 2021 kommt die nächste Mitgliederversammlung. Die Zweifel über den Vorstand sind allerdings noch nicht ausgeräumt. Ich bin gespannt, auf die Reaktionen auf der Mitgliederversammlung bin ich sehr gespannt.

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